Die SeniorInnen gegen Stuttgart21 beweisen immer wieder, dass sie auch über den eigenen Tellerrand hinausblicken können und wollen. Beim Mitsen-Treffen wird fast immer über die allgemeine politische Lage diskutiert. Es wird überlegt ob und inwieweit man/frau sich bei einer Aktion mit einbringen oder eine eigenständige Initiative starten will. Bei ihren Einschätzungen und Ansichten sind sich die SeniorInnen gegen S21 aber beileibe nicht immer einig. Im Gegenteil, ein lebhafter Meinungsaustausch, bei dem durchaus auch mal die Fetzen fliegen, ist sozusagen auch das „Salz in der Suppe“ . Aber von wegen Altersstarrsinn undsoweiter…
Ingo, Mitglied bei den SeniorInnen gegen S21, hat vergangenen Samstag und Sonntag auf dem Schlossplatz spontan eine Ein-Mann-Demo veranstaltet. „Grenzen auf für die Flüchtlinge“ hat er auf einen Banner geschrieben. Er protestiert damit gegen die unmenschliche Behandlung von Flüchtlingen an der türkisch-griechischen Grenze und fordert die EU-Staaten auf, ihre Grenzen zu öffnen. Lange blieb er nicht allein. Helfer kamen ebenfalls spontan dazu, darunter einige Mitglieder der SeniorInnen gegen Stuttgart 21. Über e-mails und facebook ließ er folgendes Statement verbreiten:
Flüchtlingswelle? Erdogan in seiner Not bricht den (sowieso illegalen) Flüchtlingsdeal von 2016 mit Merkel und schickt Zehntausende Flüchtlinge an die EU-Grenze. Die Antwort von Flüchtlingsrat, Seebrücke, Alassa-Komitee… kurz den ganzen Organisationen, die eine Woche zuvor anlässlich von Hanau im Handumdrehen eine eindrucksvolle antirassistische Kundgebung auf die Beine gestellt haben? Mir ist nichts bekannt. Also sprühte ich schnell ein Transparent:
„JETZT ODER NIE: GRENZEN AUF FÜR FLÜCHTLINGE“
und stellte mich allein auf den Schlossplatz. Unerwartet starke (und positive) Reaktionen. Aufmunterungen, Solidarität, Diskussionsgruppen… (bis der Regen kam).
Ich bin überzeugt, dass in den nächsten Tagen und Wochen unsere Regierenden mächtig unter Druck gesetzt werden müssen, die Fliehenden aus der Türkei und Syrien bei uns aufzunehmen. Morgen um 16 Uhr werde ich wieder auf dem Schlossplatz stehen.
Zur weiteren Info aus der taz/Berlin vom 3.3.20: “ An der türkisch-griechischen Landgrenze haben am Montag erneut tausende Menschen versucht, in die EU zu gelangen. Teils bewegten sich die Menschen in größeren Gruppen auf die Grenzlinie zu und schwenkten weiße Fahnen. Berichten zufolge waren weniger Menschen vor Ort als am Wochenende. Die griechische Polizei setzte Tränengas ein, um sie zurückzudrängen. Bauern parkten Traktoren in langen Reihen parallel zur Grenze, um Flüchtlinge abzuwehren. Nach Angaben der griechischen Regierung gelang es lediglich einigen Dutzend Menschen, durch die Grenzzäune zu kommen oder durch den Grenzfluss Evros zu waten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan sagte am Montag, er werde die Grenzen weiter offen halten. Es sei nun an der EU, ihren „Teil der Last“ zu tragen.“ https://taz.de/Fluechtlinge-an-der-griechischen-Grenze/!5668263/
Grad heute auf 3sat die Wiederholung von NZZ-Standpunkte vom 12.01.2020 Die Zukunft der Migration – Europas Angst und Ratlosigkeit https://www.nzz.ch/video/nzz-standpunkte/nzz-standpunkte-die-zukunft-der-migration-europas-angst-und-ratlosigkeit-ld.1532496 Video 49:18 Min.
Mit dem österreichischen Soziologen, Migrationsforscher und Zuwanderungsexperten Gerald Knaus unterhalten sich der NZZ-Chefredaktor Eric Gujer und die Politikphilosophin Katja Gentinetta über die neuen und die alten Brennpunkte illegaler Einwanderung, über die Möglichkeiten, die Völkerwanderung zu steuern, sowie über Pull- und Push-Faktoren von Migration. Wie sieht ein humanitärer Umgang mit Migranten aus, und was muss Europa tun, um nicht einfach zur Festung zu werden?
Gerald Knaus ist Gründer der Denkfabrik Europäische Stabilitätsinitiative e. V. (ESI) https://www.esiweb.org/ Die ESI wurde 1999 nach dem Kosovokrieg in Sarajevo gegründet.
Gerald Knaus hat für Angela Merkel den Flüchtlingsdeal erfunden. Nun will er die Katastrophe verhindern.
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