3 Kommentare

Nazigegner über 5 Stunden eingekesselt und gefesselt !

Unglaublich? Aber doch vorgestern passiert am Rotebühlplatz. Dort hatten sich Nazigegner versammelt, um gegen das „Nazi-Mobil“ zu protestieren. Anscheinend kam es zu Rangeleien, als die Polizei dem herannahende Nazi-Mobil das Geleit durch die Innenstadt gab. Am Rotebühlplatz hatten sich dann inzwischen bis zu siebzig oder mehr Menschen versammelt, um dagegen zu protestieren und den Lastwagen an der Durchfahrt durch Stuttgart zu hindern, was ihnen aber dank der Hilfe der Polizei (!) nicht gelang.So weit so schlecht. Aber das hat man ja schon einige Male miterleben müssen, dass Provokationen und Versammlungen von Alt- und Jungnazis geschützt werden.

Gefesselt wie Schwerverbrecher!

Geradezu skandalös ist aber die Art und Weise, wie mit Demonstranten umgegangen wird. Das hat es sogar zu Mappus‘ Zeiten nicht gegeben. Man lese und staune: Die Demonstranten, aber auch zufällig hinzugekommene Passanten, die sich über die Aktion erkundigten,wurden anschliessend von der Polizei eingekesselt. Und das bis zu 5  Stunden lang! Einwände dagegen, wurden abgeschmettert, Protestierende ausgelacht und nicht ernst genommen. Ein Protestler, der nach Stunden darum bat, entlassen zu werden, da er als Epileptiker seiner Medikamente bedürfe,  wurde höhnisch abgewiesen. Nach drei Stunden wurde ein Teil der Eingekesselten mit Kabelbinder gefesselt und in die Böheimstraße abtransportiert. Auch meine Tochter, die sich zuvor mit einigen Demonstranten unterhalten hatte, um sich nach dem Verlauf zu erkundigen, wurde ohne wenn und aber ebenfalls gefesselt und mitgenommen.

Kein Platz in der Herberge?

Ab ging es zur Polizeiwache in die Böheimstraße, wo aber kein Platz für die „Gefangenen“ war. Und von dort weiter zur Polizeiwache auf den Cannstatter Wasen, wo sie jeweils zu zehnt in kellerartigen feuchtkalten Verließen eingesperrt wurden. Erst dann wurden sie ihrer Fesseln entledigt. Zudem mussten sie aber entweder ihre Schuhe oder die Schnürsenkel abgeben („zu ihrem Schutz“ !), desgleichen wurde einer jungen Frau befohlen, ihren Büstenhalter aus dem gleichen Grunde auszuziehen und abzugeben.  Nach der Aufnahme der Personalien etc. wurden sie nach und nach entlassen, nicht ohne ihnen – nur mündlich – Platzverweis für die gesamte Innenstadt (!) auszusprechen.

Eine kafkaeske Situation!

Schon während des Transportes in die Boheimstraße und dann am Cannstatter Wasen wurde meiner Tochter aufgrund ihrer Intervention beschieden, sie könne ihren Widerspruch gegen diese Maßnahmen bei einem „Sachbearbeiter“ abgeben. Der Sachbearbeiter war aber leider weder in der Böheimstraße noch am Cannstatter Wasen aufzufinden. Eine geradezu kafkaeske Situation! Das ganze Prozedere war menschenunwürdig und diskriminierend! Als meine Tochter mir davon berichtete , weinte ich vor Wut …

Und die Moral von der Geschicht?

Auch ich gehörte zu denen, die gehofft hatten, dass sich die polizeilichen Verhaltensweisen mit der neuen Landesregierung und vor allem einem neuen Innenminister verändern würden. Aber genau das Gegenteil ist der Fall!

Über Ingrid

Mitglied und Protokollantin der Senioren und Seniorinnen gegen Stuttgart 21 und andere Ärgernisse!

3 Kommentare zu “Nazigegner über 5 Stunden eingekesselt und gefesselt !

  1. Für das Aufarbeiten dieser Vorgänge bräuchte es eine politische Grundsatz-Auseinandersetzung ?Die NPD (mit vielen Untergrüppen) ist eine Partei,die Versammlungen anmelden darf innerhalb der BRD—DASS es diese „Nationalisten “ gibt, liegt an dem unseligen „Selbstbestimmungsrecht “ der Völker (Wilsons 14 Punkte ),die POLITISCH ein Rückschritt sind im Denken,denn inzwischen gibt es Menschheit,
    die sich aus Individuen zusammensetzt,die über den Tellerrand des rein Nationalen hinausschauen können und wollen. Da geht es um das Menschheitliche auf der ganzen Erde.Im Wirtschaftlichen gibt es eigentlich keine Grenzen der Völker mehr, die Grenzen sind in den Köpfen vieler Menschen, die sich selbst einordnen,verengen,(die Olympiade ist so ein künstlich aufrechterhaltener Brauch ) ? Eigentlich sind die gewachsenen Kulturen eine gegenseitige Bereicherung,also eine Erweiterung des Blickwinkels ,aber durch das Gleichmachen der Völker (die es ja „rein“ garnicht mehr gibt) entstehen „gleichmachend wollende“ Tendenzen anstelle von Verständigen und Achten „Andersgearteter “ und Ausgrenzung.?
    EU oder Europa ( ISBN 978-3-86386-188-9 ) von Herbert Ludwig * 10 Euro
    (Die Enscheidungsfrage der europäischen Entwicklung zur freien Individualität )
    ist m.A. ein Büchlein, das diese Thematik grundsätzlich beschreibt.
    Was dieTätigkeiten der Polizei an den jeweiligen Aktionen der verschieden motivierten
    Versammlungen betrifft, dazu soll hier nicht kommentiert werden,denn das müssen die Dabeigewesenen vor Ort klären ? Wie da eine Verständigung über die Rechtslage/Unrechtslage zustandekommen kann und soll ,ist auf Grund der Bildungsmisere und der Bürokratisierung im Staat (Amtsschimmel) garnicht auszumachen.?
    Die Kämpfe „gegen“ müssen zuerst in den Menschen (in jedem selbst) ausgekämpft werden, bevor sie sich nach außen wenden? Wer schützt wen ? Wo sind „Aufmärsche“
    in einer Gesellschaft überhaupt sinnvoll,wofür werden die Kräfte eingesetzt?
    Letzendlich liegen die Aufgaben NICHT auf der Straße,sondern IN den Menschen,die sich begegnen?Wie wollen und können sich Menschen begegnen?Konkret und nicht „ideologisch“? Menschenwürde oder Sachbearbeiter ?WAS ist SACHE ?

    Like

  2. Mich wundert nichts. Unser Land ist eben nie richtig „entnazifiziert“ worden. Ziemlich kurz nach Ende des 2. Weltkrieges gab es das so genannte Huckepack-Verfahren: Im öffentlichen Dienst wurde für jeden unbelastetetn Mitarbeiter ein belasteter eingestellt; nach kurzer Zeit wurde das Verhältnis auf eins zu zwei umgestellt. Noch Fragen ? Schlimm ist, dass grün-rot sich für die Belange der Rechtsextremen einspannen lässt. Danke an Uli Scheuffele für seinen geharnischten Brief an Gall.Ich bin entsetzt über die Vorkommnisse in Stuttgart. Man kann sich praktisch nicht mehr jeden Tag in die Innenstadt begeben.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar